Steirische Lehrlinge unterstützen Schule in Georgien
„Dieses Land gehört zu Europa, für uns war es dennoch wie eine andere Welt!“ So beschreiben die Patrick Kumpitsch aus Leutschach und Christian Zangl aus Murau diese eine Arbeitswoche zum Abschluss ihrer Berufsschulzeit, die sie zusammen mit zwei weiteren Installateur- und Innenausbau-Lehrlingen und den Fachlehrern Gerhard Passl und Johann Hasenhüttl in Georgien verbracht hatten. Mit Erfolg: Denn nun liefert dort der Sonnenkollektor im Schul-Internat von Telawi das ersehnte Warmwasser, in der Schulküche sind die Leitungen angebracht und Geräte angeschlossen und in der Schule Nr. 7 und dem Behindertenheim der kleinen Universitätsstadt Akhaltsikche sind nicht nur WC-Anlagen eingebaut, auch die Mauern der Eingangshalle bröckelt nicht mehr ab. „Wir sind mit einer ungeahnten Gastfreundschaft empfangen worden“, blicken sie zurück – und vergleichen: Lehrergehalt beträgt dort 30 Euro, der Hausmeister, ein pensionierter Arbeiter, bekommt zehn Euro Zuverdienst – jeweils pro Monat. Spontan griffen die Lehrlinge zum Abschied selbst in die Brieftasche, um mit je 10 Euro noch die insgesamt 300 Euro Spenden aufzustocken, die sie zuvor an den Landesberufsschulen 4 und 5 in Graz gesammelt hatten.
Die Zusammenarbeit mit den beiden Schulen in Georgien war auf Initiative der steirischen Berufsschullehrer schon vor einigen Jahren zu Stande gekommen, die im Rahmen der Partnerschaft zwischen der Region Kachetien und dem Land Steiermark kleine, aber sehr wirkungsvolle Bauprojekte an den Schulen in Georgien verwirklichen. Unterstützt vom Land Steiermark, das die Flugkosten Wien-Tiflis getragen hatte, und durch die Organisation der dortigen AUA-Chefin Eva Berger, die dort auch als österreichische Honorarkonsulin für Georgien tätig ist, konnte diese außergewöhnliche Projekt-Woche realisiert werden, bei der die Lehrlinge ihre Fachkenntnisse bewiesen und gleichzeitig die Menschen und deren Leben und Probleme in dem fernen Land östlich vom Schwarzen Meer erleben konnten, das doch zu Europa gehört.
So ging es gleich nach der Ankunft vom Flughafen mit einem Kleinbus weiter nach Osten in die Bezirksstadt Telawi. Die schmale Landstraße ist zwar internationale Hauptverkehrsroute und Verbindung nach Baku, der wegen der Erdölraffinerien bekannten Hauptstadt des Nachbarlandes Aserbaidschan. Dennoch braucht es für die knapp 150 Kilometer durch das Gebirge fast vier Stunden, bis die Gruppe bei Gastfamilien untergebracht wird. Sprachprobleme gibt es nicht: Sie wohnen bei Lehrern und Schüler-Eltern der deutschsprachigen Grundschule von Telawi, die sich über den Besuch aus der Steiermark freuen. Nach drei Tagen Arbeitseinsatz läuft die Solaranlage wieder (ein Lehrbetrieb aus Murau hatte dazu eine neue Pumpe gesponsert) und die Küche ist installiert. Schon folgt der Transfer an nach Akhaltsikche, wo die kleine Gruppe freudig von ihrem Dolmetsch begrüßt wird: Es ist ein Architekt, der in Deutschland studiert und nun in seiner Heimat den Einbau von Sanitär-Anlagen im Behindertenheim der Schule 7 vorbereitet hat. Mit viel Improvisationsvermögen schaffen es die Lehrlinge, in drei harten Arbeitstagen alles anzuschließen. „Wir haben noch nie erlebt, dass man sich so sehr über ein neues WC freuen kann“, blicken sie auf diese wertvolle Erfahrung zurück.
(8.6.2007)Übrigens: Für die Gruppe von Lehrlingen der beiden Landesberufsschulen 4 und 5 in Graz, die vor einem Jahr eine Praktikums-Woche in Georgien absolviert hatten, gab es dann nicht nur die begehrte Auszeichnung „Steirer des Monats“ vom ORF: Im März 2006 lud sie Landeshauptmann Mag. Franz Voves zu einem Empfang in den Weißen Saal der Grazer Burg.
Weitere Fotos vom Projekt-Einsatz 2007: