Freundschaftsfahrt 2010 nach Dalmatien: Auf den Spuren der Geschichte ein Blick in die Zukunft Europas
Lobbying für ein gemeinsames Europa

Von Rüdeger Frizberg
Es war nicht das übliche Sightseeing, sondern eine Begegnung der besonderen Art – die Mitte Mai von der Europaabteilung des Landes Steiermark (Leiter Ludwig Rader) gemeinsam mit dem Honorarkonsul für Kroatien, Nikolaus Hermann und dem Präsidenten der Kroatisch-Österreichischen Gesellschaft, Milivoj Roje, organisierte Freundschaftsfahrt in die kroatische Region Split-Dalmatien: Gleich nach der Ankunft in Split gab‘s die erste Begegnung mit dem Honorarkonsul der Republik Österreich in Kroatien Martin Mrklić, danach in stimmungsvoller Dämmerungsatmoshäre eine Führung durch den Palast des römischen Kaisers Diokletian (geb. zwischen 236 und 245 in Dalmatien, gest. um 312 in Spalatum, dem heutigen Split).
Einen Höhepunkt am zweiten Tag bildeten die Schiffsfahrt auf die Insel Lissa (heute Vis) und die feierliche Kranzniederlegung an der Gedenkstätte an die Seeschlacht bei Lissa gemeinsam mit dem Bürgermeister von Vis, Ivo Radica. Im Jahr 1866 schlug die Österreichische Flotte unter Admiral Tegetthoff die weit überlegenen Italiener vernichtend – die österreichische Schiffsbesatzung bestand übrigens zu zwei Drittel aus kroatischen Soldaten. Die Besichtigung der historischen Städte Trogir und Salona (heute Solin) stand am dritten Tag auf dem Programm: Bereits 300 Jahre v. Chr. war die griechische Siedlung Tragurion ein Zentrum des Handels. Mit der Erhebung des benachbarten Salona zum Verwaltungszentrum durch Julius Caesar im 1. Jht. v. Chr. verlor es aber an Bedeutung. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch der aus dem 13. Jht. stammenden St.-Laurentius-Kathedrale, deren westliches Hauptportal der dalmatinische Meister Radovan gestaltete. Bei den Empfängen durch den Vizebürgermeister von Trogir und den Bürgermeister von Salona, Blaženko Boban gab es auch Gelegenheit für persönliche Gespräche.
Die Heimreiseam erfolgte am vierten Tag über die Stadt Knin, die im Jugoslawien-Krieg traurige Berühmtheit erlangt hatte. Ihre imposante Festung zeugt von laufenden kriegerischen Auseinandersetzungen in diesem Gebiet. Der Empfang durch die Bürgermeisterin von Knin, Josipa Rimac bildete den Abschluss des Begegnungsreigens zwischen Steirern und Kroaten. Man verstand sich schon bestens, als Kroatien noch zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte, man versteht sich auch heute im zusammenwachsenden Europa bestens – ein Grund, Dalmatien bald wieder zu besuchen.
Nikolaus Hermann
Mit Kroatien verbindet uns eine gemeinsame Geschichte. Das spürt man noch heute, wenn man den Menschen in diesem Land begegnet. Auch wenn viele Kroaten – besonders in den ländlichen Regionen – gegenüber der EU noch etwas skeptisch sind, geht Kroatien konsequent seinen Weg nach Europa. Bis zum EU-Beitritt gibt es aber noch einige Reformen zu bewältigen: Beispielsweise werden viele große Firmen de facto noch vom Staat verwaltet, ausländische Investoren haben es nicht immer leicht. Auch die Verwaltungsstrukturen im Bereich der Gemeinden müssen noch angepasst werden. Da kann die Steiermark mit ihrem Know-How helfen. Eine engere regionale Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gespanschaften wird für alle Beteiligten vorteilhaft sein.
Ludwig Rader
Diese Freundschaftsfahrt ist Teil unseres Lobbyings für ein gemeinsames Europa: Dabei wählen wir jährlich eine für uns wichtige Region aus, mit der wir eine engere Kooperation suchen. Europa muss natürlich auf der diplomatischen, vor allem aber auf der Ebene der Bürger zusammenwachsen. Die Teilnehmer dieser Reise – die sie natürlich selbst bezahlen – sollen die Botschaft des Landes, der Kultur und der Menschen mit nach Hause bringen und so zu Botschaftern zwischen den europäischen Regionen werden. Politisch geht es darum, gemeinsam mit anderen Regionen Projekte in der EU durchzusetzen. Grenzüberschreitende Projekte sind für die EU-Kommission europäische Angelegenheiten und werden daher stärker unterstützt, als nationale Projekte. Damit können wir die EU-Förderungen noch besser ausschöpfen. Die gegenwärtige Krise zeigt, dass die EU von einer Wirtschafts - und Währungsunion zu einer Bürgerunion werden muss, um entscheidungfähig genug zu sein, der globalisierten Wirtschaft Rahmenbedingungen zu setzen.
Visko Haladić
Unsere Gespanschaft Split-Dalmatien vollzieht heute einen ähnlichen wirtschaftlichen Übergang, wie die Steiermark in den Achtziger-Jahren mit dem Wechsel von der Grundstoff- zur technologieintensiven Industrie. In unserem geplanten 350 ha Technologiepark Wučevica, 50 km von Split und seinem Flughafen entfernt, wollen wir internationales Know-How, vor allem in den Bereichen Öko-Energie, Wasserver- und Entsorgung sowie Abfallwirtschaft sammeln und dabei auch die Studenten unserer Universitäten einbinden. Wir schaffen für die 25.000 Studenten unserer Universitäten laufend neue Fakultäten. Um für den EU-Beitritt gerüstet zu sein, sind derzeit 400 Projekte zur Einreichung in Vorbereitung. Für in- und ausländische Investoren haben wir ein Investitionszertifikat geschaffen, um Firmen in die Region zu holen. Wir fühlen uns Österreich, besonders der Steiermark sehr verbunden und wollen die begonnenen Gespräche auf Expertenebene mit unseren steirischen Partnern möglichst bald fortsetzen.