Welche Sprache spricht die EU
Die Amtssprachen der EU
Die 24 Amtssprachen der Organe der Gemeinschaft sind Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Gälisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Lettisch, Litauisch, Maltesisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Slowakisch, Slowenisch und Ungarisch.
Die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Regierungen und die Behörden der Mitgliedstaaten können sich in jeder dieser Sprachen an die EU-Organe wenden. Die Antwortschreiben der EU müssen in der gleichen Sprache erfolgen. Wenn sich die EU-Behörden an einen Mitgliedstaat oder an einzelne Bürger wenden, so sind diese Schriftstücke in der Sprache des jeweiligen Mitgliedstaates verfasst. Die EU veröffentlicht ihre Gesetze und andere Bekanntmachungen in allen Amtssprachen. Die EU-Organe unterhalten dafür eigene Sprachendienste mit Dolmetschern und Übersetzern.
Mehr dazu unter
=> EU-Sprachen
Die Arbeitssprachen innerhalb der EU
Die Institutionen der EU können in ihren Geschäftsordnungen festlegen, wie die Sprachregelung ausschaut und wie sie anzuwenden ist. Damit in den EU-Organen flüssig gearbeitet werden kann, gibt es so genannte Arbeitssprachen.
Innerhalb der EU-Kommission gibt es ein Dreisprachenregime bestehend aus Englisch, Französisch und Deutsch. Das bedeutet, dass zu Kommissionssitzungen Arbeitsdokumente in diesen drei Sprachen vorgelegt werden. Bei internen Besprechungen der Dienststellen überwiegt dagegen die Benützung der englischen Sprache.
Im Rat der Europäischen Union gilt: Verhandlungen und Besprechungen auf der Ministerebene werden in alle Amtssprachen übersetzt, im Ausschuss der Ständigen Vertreter gilt aber das Drei-Sprachen-Regime (Englisch, Französisch, Deutsch).
In den Ratsarbeitsgruppen der Fachbeamten gelten unterschiedliche Regelungen. Wenn eine Gruppe Gesetze vorbereitet, wird in alle EU-Sprachen übersetzt. In der überwiegenden Zahl der Gruppen werden nur die fünf großen EU-Sprachen gedolmetscht, das heißt Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch. In vielen Gruppen wird auf eine Übersetzung ganz verzichtet. Hier wird praktisch nur noch Englisch und/oder Französisch gesprochen. Da die meisten Diplomaten ein paar Fremdsprachen beherrschen, stellt dies in der Regel auch kein Problem dar.
Im Europäischen Parlament wird im Plenum und in den Ausschüssen in alle und aus allen Unionssprachen gedolmetscht. Dokumente werden in allen Sprachen der Union vorgelegt. Der offizielle Verkehr des Parlaments mit den Mitgliedstaaten erfolgt in der jeweiligen Amtssprache des Mitgliedstaates.
Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs und des Europäischen Gerichts erster Instanz werden in alle Amtssprachen übersetzt. Interne Arbeitssprache beider Gerichte sind neben dem vorherrschenden Französisch zunehmend auch Englisch und teilweise Deutsch. Die Richter beraten aber untereinander überwiegend in Französisch. Sitzungsberichte und Urteilsentwürfe werden in der jeweiligen Verfahrenssprache und in Französisch erstellt. Prozessteilnehmer können ihre Muttersprache sprechen.
Was ist die vorherrschende Muttersprache, was die vorherrschende Fremdsprache?
Deutsch ist Muttersprache von mehr als 20 Prozent der EU-Bürgerinnen und Bürgern und damit meistgesprochene Muttersprache in der EU. Darüber hinaus sprechen über 10 Prozent der Europäer Deutsch als Fremdsprache; das heißt insgesamt mehr als 30 Prozent der EU-Bürger sprechen Deutsch.
Zum Vergleich: Englisch war bis zum Brexit mit 47 Prozent die meistgesprochene Sprache in der EU (13 Prozent Muttersprache, 34 Prozent Fremdsprache), Französisch lag mit 23 Prozent Verbreitung sogar hinter Deutsch nur auf Platz drei (12 Prozent Muttersprache, 11 Prozent Fremdsprache).
Trotz des Brexit bleibt Englisch aber Amtssprache der Europäischen Union, auch weil es Amtssprache in Irland und Malta ist. Der Anteil der "muttersprachlichen" EU-Bürger sinkt aber unter 2 Prozent.
Mehr Informationen dazu bieten die Eurobarometer-Umfragen, die im Auftrag der Europäischen Kommission zum Thema Sprachen erstellt wurden:
- Spezial Eurobarometer 386: Die Europäischen Bürger und ihre Sprachen (2012)
- Spezial Eurobarometer 243: Die Europäer und ihre Sprachen (2006)
- Eurostat: Fremdsprachenkenntnisse in der EU (2019)
Graz als Österreichs ,Sprachenhauptstadt'
In Graz bestehen zwei wichtige Einrichtung betreffend Sprachen: Das Europäisches Fremdsprachenzentrum, das 1995 vom Europarat gegründet wurde, und das Österreichische Sprachen-Kompetenz-Zentrum, ein vom Bildungsministerium der Republik Österreich beauftragtes Fachinstitut für Sprachenlernen und -lehren.
Europäisches Fremdsprachenzentrum (EFSZ) - European Centre for Modern Languages (ECML)
Der Europarat, der 1949 gegründet wurde und mit seinen 47 Mitgliedsstaaten die älteste und geografisch größte zwischenstaatliche politische Organisation Europas ist, hat seinen Sitz in Straßburg und bietet Service und Unterstützung für die rund 800 Millionen Menschen in den 47 Mitgliedsstaaten an. Der Schutz sprachlicher und kultureller Vielfalt und die Förderung von mehrsprachiger und interkultureller Bildung zählen zu den zentralen Aufgaben des Europarates und stellen auch die Grundlage für die Arbeit des EFSZ in Graz dar. Das EFSZ wurde 1995 als Teilabkommen des Europarates in Graz gegründet und zählt mit seinen 33 Mitgliedsländern zu den erfolgreichsten Teilabkommen des Europarates. Die offiziellen Amtssprachen des Europarates sind Englisch und Französisch. Zusätzlich zu den offiziellen Amtssprachen spielt am EFSZ in Graz auch Deutsch eine bedeutende Rolle; das zeigt sich zum Beispiel auch an zahlreichen deutschsprachigen Publikationen und Ressourcen des EFSZ.
Das EFSZ ist unter anderem für die europaweite Koordination des Europäischen Tages der Sprachen (ETS) zuständig, der jährlich am 26. September stattfindet. Dies ist ein „Feiertag für die sprachliche und kulturelle Vielfalt“, der in Kooperation mit der Europäischen Kommission seit 2001 gefeiert wird. Die Webseite zum ETS ist in 39 Sprachen zugänglich und ist eine Schatzkiste für alle an Sprachen Interessierte.
Österreichisches Sprachen-Kompetenz-Zentrum
Das Österreichische Sprachen-Kompetenz-Zentrum (ÖSZ) ist ein vom Bildungsministerium beauftragtes Fachinstitut für Sprachenlernen und -lehren. Im Auftrag des BMBWF und in Synergie mit weiteren Institutionen setzt das ÖSZ aktuelle sprachenpolitische Entwicklungen in Österreich um und baut dabei auf mehreren Jahrzehnten an Erfahrung in der Schulentwicklung und in der internationalen Zusammenarbeit auf.
Das ÖSZ
- unterstützt Pädagog/innen, Lehrer/innen, Bildungsbehörden und -institutionen bei der Gestaltung und Weiterentwicklung einer zeitgemäßen und chancengerechten sprachlichen Bildung, damit Kinder und Jugendliche motiviert und kompetent mit Sprachen umgehen können
- fördert die sprachliche Bildung vom Kindergarten bis zur Matura und darüber hinaus mit vielfältigen Maßnahmen:
- Es erstellt Praxismaterialien, die sich an aktuellen Entwicklungen der Sprachlehr- und -lernforschung orientieren und direkt im Unterricht einsetzbar sind.
- Es vernetzt in seinen Veranstaltungen Akteur/innen im Bildungswesen und fördert die Zusammenarbeit.
- Es stellt seine Fachexpertise in Fort- und Weiterbildungen sowie in der sprachenpolitischen Beratung zur Verfügung.
- Es gibt mit Aktionen und Wettbewerben zur Mehrsprachigkeit innovativen Spracheninitiativen und -projekten eine Bühne.
Darüber hinaus ist es mit der gezielten Beobachtung und aktiven Mitgestaltung internationaler Entwicklungen beauftragt. Im Bereich des Sprachenlernens und -lehrens kooperiert das ÖSZ mit bedeutenden internationalen Gremien (Europäische Union, Europarat, Europäisches Fremdsprachenzentrum) und anderen nationalen Spracheninstituten.
==> www.oesz.at