Ungarnhilfe: „Meilenstein für Frieden in Europa“
Bewegender Festakt des Landes Steiermark zu Ungarn 1956


Graz.- „Das junge, neutrale Österreich war Hoffnungsland, Vorbild und Musterstaat für uns Ungarn“, erinnerte der Staatssekretär im ungarischen Außenministerium, László Szőke an den Herbst 1956 in Ungarn. Beim gestrigen Festakt des Landes Steiermark in der „Alten Universität“ in Graz sprach er den blutigen Ausgang dieses Aufbäumens gegen den Sowjet-Kommunismus an: „Namens der ungarischen Regierung und des ungarischen Volkes danke ich der gesamten österreichischen Bevölkerung für die herzliche Hilfe, das aufrichtige Mitgefühl und die Menschlichkeit, die uns gegenüber gezeigt wurde.“ Als Repräsentant der ungarischen Regierung wies Szöke beim Festakt in die Zukunft: „Die Ereignisse vor 50 Jahren waren ein erstes Zeichen für eine gemeinsame Heimat Europa, die es nun auszubauen gilt.“ Dieser Gedanke wurde vom steirischen Landeshauptmann Franz Voves, als Gastgeber sichtlich auch persönlich berührt, aufgegriffen. „Die dramatische Geschichte unseres Nachbarlandes und die Hilfsbereitschaft der Österreicher stellen einen kleinen Meilenstein für den Frieden in einem großen gemeinsamen Europa dar.“
In einem Festvortrag zeichnete der Historiker Stefan Karner geschichtliche Einzelheiten jener Bestrebungen nach, mit denen sich Ungarn – wie zuvor Österreich – im Herbst 1956 von der Vorherrschaft des Sowjet-Kommunismus zu befreien, ein Mehrparteiensystem aufzubauen versuchte, um als neutrales Land in Freiheit die Zukunft im Herzen Europas mitzugestalten. Vorerst vergeblich. Denn erst 33 Jahre später fiel der „Eiserne Vorhang“. Der Traum vom gemeinsamen Europa wurde erst 2004 zur Realität.
Das Umfeld in der Aula der „Alten Universität“ bot einen würdevollen Rahmen für den Festakt, zu dem sich offizielle Repräsentanten des Landes genauso einfanden wie zahlreiche Zeitzeugen, die damals ihre Wurzeln in Ungarn aufgaben, um eine „zweite Heimat“ in der Steiermark zu finden: Als Mittelschulprofessor, als Techniker, als Sportler, als Wissenschaftler, als Unternehmer, als „wertvolle Stütze der Gesellschaft“, wie Honorarkonsul Rudi Roth umriss. Einige der Gäste kamen sogar aus anderen Ländern Europas in die Steiermark, die vor 50 Jahren die meisten von den zigtausenden Flüchtlingen aufgenommen hatte. Aus Pécs, der Hauptstadt des Komitats Baranya, die eine Partnerschaft mit der Landeshauptstadt Graz verbindet, hatte sich der „Bach-Chor“, geleitet von Dirigent Tamás Lakner, mit ungarischen Weisen sowie auch Brahms-Liedern eingestellt. Die Sängerin Anita Vozsech bezauberte mit Liedern genauso wie der Pianist József Balog mit Franz Liszts 2. Ungarischer Rhapsodie.
Graz, am 17. Oktober 2006
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