Café Europa - Westbalkan
"Versöhnung - Wiederaufbau - Die Europäische Integration am Westbalkan"



Graz (25.2.2011) - "Versöhnung kann nicht von außen oktroyiert werden, sie muss in der Bevölkerung wachsen." Dies war eine der Kernaussagen der Internet-TV-Sendung "Café Europa", die gestern, Donnerstag (24.02.2011) vom Medienzentrum Steiermark live ausgestrahlt wurde. Die Teilnehmer unterstrichen unisono, dass die Politik im In-und Ausland stark gefordert sei, diesen Prozess positiv mit allen Mitteln zu unterstützen. Die Vergangenheit dürfe dabei keinesfalls tabuisiert werden. Dazu brauche es jedoch zudem eine Politik der offenen Türen in Europa. Europa dürfe auch niemals einen weiteren Krieg zulassen - das müsse als oberste Devise gelten.
Zu dieser Podiumsdiskussion unter der Leitung von Prof. Joseph Marko, Leiter des Kompetenzzentrums Südosteuropa an der Karl Franzens Universität Graz und ehemaliger Vizepräsident des Verfassungsgerichtshofes von Bosnien-Herzegowina, hatte "europe direct Steiermark", die Infostelle der Fachabteilung Europa und Außenbeziehungen im Amt der Steiermärkischen Landesregierung, geladen. In dem bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Studio diskutierten Menschen, die sich mit diesem Thema so intensiv beschäftigen, wie wenige andere: Zum einen die heutige „Le Monde"-Journalistin Florence Hartmann, die bis vor einigen Jahren die Pressesprecherin der Chefanklägerin des UN-Tribunals für Kriegsverbrecher in Den Haag, Carla Del Ponte, war. Dann Dejan Jovic, der Chef-Analyst des kroatischen Staatspräsidenten Ivo Josipovic. Aus Serbien die bekannte Menschenrechtsaktivistin Natasa Kandic. Und schließlich vom Kompetenzzentrum Südosteuropa der Karl-Franzens-Universität Graz der Forscher Florian Bieber sowie - als gewohnt versierter Moderator - der Leiter dieses Zentrums, Joseph Marko, der seinerzeit auch Vizepräsident des Verfassungsgerichtshofs in Bosnien und Herzegowina war.
Prof. Marko nahm in seinem Einleitungsstatement neben seiner Analyse zur Situation am Balkan auch Bezug auf den momentanen Umbruch in Arabien. Er stellte dabei die allgemeine Frage in den Raum, was die Voraussetzungen für einen Wiederaufbau und die Versöhnung nach einem Krieg wären.
Alle Diskutanten waren sich einig darüber, dass der Weg dazu von einem Aufarbeiten der Vergangenheit einerseits sowie von einem Blick nach vorne andererseits geprägt sein müsse. Eine Balance wäre dafür herzustellen. Das Internationale Kriegsverbrecher-Tribunal habe dabei eine wesentliche Rolle eingenommen, weil eine Verfolgung der Verbrecher auf nationaler Ebene erhebliche Probleme mit sich gebracht hätte, die möglicherweise in einer Straffreiheit für die Kriegsverbrecher geendet hätten.
Ganz klar wurde auch analysiert, dass die wirtschaftliche Prosperität, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa Einzug gehalten hatte, nicht das Einzige ist, was Versöhnung und Wiederaufbau garantiere. Die Rolle der unschuldigen Opfer wurde nachdrücklich insofern betont, dass alle Opfer gleich wären, egal woher sie kämen und welcher Abstammung sie wären. Diese Fakten wären als Grundlage für die Versöhnung heranzuziehen.
Bericht: Ferdinand Krainer
Der Mitschnitt der Diskussion zum "Nachsehen" wird in Kürze veröffentlicht unter
=> videoportal.steiermark.at