Serbien wird nicht vor 2020 EU-Mitglied
Salon Kleine Zeitung im Rahmen des Serbien-Informationsschwerpunktes des Landes Steiermark

Graz (25.09.2013). - Ganz im Zeichen Serbiens - dem diesjährigen Schwerpunkt der Informationsarbeit vom Europaressorts des Landes Steiermark - stand gestern, Dienstag, abends (24.09.2013) der vom „europedirect" Netzwerk Steiermark organisierte Kleine Zeitung Salon mit dem für Europa zuständigen Landesrat Christian Buchmann und der Expertin für Südeuropäische Geschichte, Universitätsprofessorin Marie-Janine Calic, von der Ludwig-Maximilian-Universität München.
Landesrat Christian Buchmann, der aufgrund des bevorstehenden Beginns der EU-Beitrittsverhandlungen Serbiens heuer diesem Land einen Schwerpunkt widmet und nächste Woche nach Belgrad und Novi Sad reist, betonte die Bedeutung dieses Themas. Es gelte gerade in der Wirtschaft und in der regionalen Politik dem Land Serbien unterstützend zur Seite zu stehen und das Wohlstandsniveau zu steigern, damit anhaltender Frieden geschaffen werden kann. "Ohne eine Perspektive auf eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union, hätte es viele Entwicklungen gar nicht gegeben und auch wenn es noch einige Jahre bis zu einem Beitritt Serbiens zur Europäischen Union dauern wird, sollte man gerade in der Annäherungsphase als ,Brückenland' Steiermark die Beziehungen." Dies geltees, aus wirtschaftlicher, politischer oder kultureller Sicht stärken und das die Region bei den Aufarbeitungsarbeiten im Land selbst und Auseinandersetzungen mit der Geschichte zu unterstützen, um den Frieden dauerhaft zu stabilisieren.
Die Historikerin Marie-Janine Calic schilderte in einem Impuls-Vortrag ihre Sichtweise über den Zerfall Jugoslawiens vor zwei Jahrzehnten, zu dessen Ursache sie fünf Thesen aufgestellt und in einem Buch publiziert hat. Calic ist überzeugt davon, dass es nicht nur eine Ursache für den Zerfall gab, sondern dass durch ein Ursachenbündel diese Splittung beeinflusst wurde. Die Verbindung zwischen den strukturellen Belastungen, der Situation in den 1970igern - von einer Wirtschaftskrise hin bis zu einer Staats- und Gesellschaftskrise - sowie den individuellen verantwortlichen Akteuren, die politische Entscheidungen getroffen haben, führte zur Zerschlagung Jugoslawiens. Eine These der Professorin war auch, dass der Krieg vermeidbar gewesen wäre, da die Situation keine Eigendynamik bekam, sondern durch bewusste Entscheidungen der Akteure, die ihre Interessen durchsetzen wollten, beeinflusst worden ist. Der Konflikt zwischen den reicheren Ländern, Slowenien und Kroatien, die in der Unabhängigkeit ihre einzige Chance zum Überleben sahen, und Serbien, das sich vehement gegen eine Auflösung wehrte, da ein großer Teil der serbischen Bevölkerung als Minderheit in den anderen slawischen Ländern leb(t)en, war ein weiterer entscheidender Faktor der unvereinbare Interessen in eine Splittung führte.
Zum Nachlesen:
Calic, Marie-Janine: "Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert". Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60645-8 (auch Schriftenreihe, Bd. 1093, der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2010).