Bericht zum Café Europa "Ein neues Bosnien wagen?" - Zukunftsperspektiven nach den Protesten
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Graz (06.03.2014). - Wie sehen Menschen, die aus Bosnien und Herzegowina stammen und nun als Wissenschaftler oder Journalist in Österreich leben, die aktuellen Proteste in Bosnien und Herzegowina? Das zeigte gestern ein Café Europa im Medienzentrum Steiermark, das sich nicht nur mit dem nun seit knapp einem Monat anhaltenden sozialen Unruhen beschäftigte. Unter dem Thema „Ein neues Bosnien wagen? - Zukunftsperspektiven nach den Protesten" beleuchteten die Diskutanten sowie auch das Publikum verschiedenste Aspekte und Fragen. Was ist die Ursache - Korruption und Misswirtschaft, das komplizierte Staatsgefüge nach dem Dayton-Vertrag oder einfach die Tatsache, dass die Menschen kein Einkommen und deshalb Hunger haben?
Das Café Europa wurde im Rahmen des Informationsschwerpunktes des Europaressorts über Bosnien 2014 vom Europaressort des Landes gemeinsam mit dem Europahaus Graz, dem Honorarkonsul von Bosnien und Herzegowina, Jörg Hofreiter, und dem Zentrum für Südosteuropa Studien der Karl Franzens-Universität Graz organisiert, die das Plenum stellte: Professor Florian Bieber, die Universitätsassistentin Almina Bešić, Assistenzprofessorin Armina Galijaš sowie auch den Moderator Dario Brentin. Aus Wien war Nedad Memić, Chefredakteur des zweisprachigen Magazins „KOSMO" angereist.
Bemerkenswert: Manche Bosnier selbst betrachten die Proteste als "nichts Neues", auch wenn sie noch nie landesweit derartig organisiert und nun seit vier Wochen täglich stattfinden. Bieber betonte, dass es einerseits Proteste gegen Privatisierungen, wirtschaftliche Probleme und anderseits ganz besonders gegen eine Elite, die den „Staat kontrolliert und nicht regiert", sind. Korruption steht bei dieser Elite auf der Tagesordnung. Almina Bešić meinte deshalb sogar, dass "eine Annäherung an die Europäische Union von dieser Elite auch nicht gewünscht wird, weil das das Ende dieser Korruption bedeuten würde." Armina Galijaš wollte den Unruhen auch Positives abgewinnen, weil "damit zumindest kleine Punkte durchgesetzt werden könnten" und diese Proteste als Chance gesehen werden sollten, die "eine Wende in der politischen Geschichte des Landes herbeiführen könnten."
Der EU - so waren sich die TeilnehmerInnen einig - falle dabei eine wichtige Rolle zu, auch wenn ein Beitritt Bosniens noch lange nicht zur Diskussion stünde, müsse Brüssel aber die aktuelle Situation in Bosnien richtig erkennen.
Kathrin Neuhold
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