Hochrangiger Start des eurasischen Studiengangs
Russian East European & Eurasian Studies als Schwerpunkt der Karl Franzens-Universität Graz


Graz (10.10.2014). - "Unsere Zukunft liegt in Europa" - so lautete das klare Statement des türkischen Botschafters Mehemet Hasan Göğüş bei der diesjährigen Auftaktveranstaltung des Russian East European and Eurasian Studies (REEES) Zentrums an der Karl-Franzens Universität in Graz am 3. Oktober 2014, die vom Referat Europa und Internationales des Landes Steiermark untersützt wurde. Es schien, als vermeide es der Diplomat einerseits fast auffällig, an ein Scheitern der EU-Beitrittsverhandlungen zu denken, geschweige denn davon zu sprechen; andererseits blieb auch die Frage nach einem möglichen Beitritt zur Eurasischen Wirtschaftsunion, der diese Veranstaltung gewidmet war, von ihm unbeantwortet.
Univ.-Prof. Dr. Krüßmann eröffnete die Veranstaltung und wies dabei darauf hin, dass fast alle ehemaligen sowjetischen Republiken ein größeres Handelsvolumen mit der Europäischen Union und auch mit China aufweisen, als mit der Russischen Föderation. Einzig bei Weissrussland, das seit Mai gemeinsam mit Russland und Kasachstan zu den Gründungsstaaten der von Wladimir Putin initiierten Eurasischen Wirtschaftsunion zählt, hat eine stärkere Verflechtung mit der Russischen Föderation.
An der darauf folgenden Diskussion nahmen Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Peter Scherrer, Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät Univ.-Prof. Dr. Joseph Marko, Univ.-Prof. Dr. Kerem Öktem, der türkische Botschafter Mehemet Hasan Göğüş, der kasachische Botschaftsrat Assan Ruziyev und zahlreiche Studierende teil.
Botschafter Mehemet Hasan Göğüş aus der Türkei
Mehemet Hasan Göğüş, türkischer Botschafter in Österreich, betonte in seiner Rede oftmals die wirtschaftliche Stärke der Türkei und die damit verbundene Bedeutung für die Welt und besonders Europa. In Bezug auf die Eurasische Wirtschaftsunion sei die Türkei vor allem an den Beziehungen mit dem Südkaukasus interessiert. Die Region sei als Verbindung zwischen Europa, dem Mittleren Osten und Asien zu sehen und müsse daher Stabilität und Frieden aufrechterhalten. Auch in dieser Region will die Türkei wirtschaftlich expandieren. Schon jetzt nehme sein Land mit einem BNP von rund 800 Milliarden USD Platz 17 aller Volkswirtschaften bzw. Platz 6 in Europa ein. Relativ bald kam er dadurch auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der Türkei für die Europäische Union zu sprechen.
Das oberste Ziel der Türkei ist weiterhin der Beitritt zur EU. Der Beitritt würde für die Türkei und EU ein wichtiger Schritt sein und wird daher, laut Botschafter Göğüş, von der Türkei als "Zivilisierungsprojekt" angesehen. Nur mit der Türkei könne die EU ihre wahre Größe erreichen. Auf die Frage, ob die Türkei bei einer kontinuierlichen Ablehnung der EU sich nach einiger Zeit stattdessen an die Eurasische Wirtschaftsunion wenden würde, erklärte Herr Göğüş, dass dies zur Zeit nicht auf der Tagesordnung stehen würde. Obwohl die Überzeugung der türkischen Bevölkerung zum EU-Beitritt gesunken sei, würde sie trotzdem noch bei 60-50 % liegen. Deswegen wird die Türkei auch weiterhin für ihren EU-Beitritt kämpfen. Trotzdem betonte Botschafter Göğüş auch, dass die Türkei kein Land ohne Alternativen sei.
Botschaftsrat Assan Ruziyev aus Kasachstan
Assan Ruziyev, Botschaftsrat der kasachischen Botschaft in Wien, betonte die Vorteile der vor kurzem gegründeten Union. Herr Ruziyev nannte die Eurasische Wirtschaftsunion eine verlässliche Brücke zwischen Asien und Europa. Er stellte auch klar, dass diese Union nur für wirtschaftliche und nicht für politische Zwecke gegründet wurde. Des Weiteren betonte Herr Ruziyev, dass die Mitglieder der Eurasischen Wirtschaftsunion ungefähr ein Viertel der bereits gefundenen globalen Bodenschätze besitzen und gemeinsam der größte Exporteur von Energie und Getreide sind. Für die Bevölkerung der Mitgliedstaaten bedeutet die Union laut Konsul Ruziyev mehr Bewegungsfreiheit und mehr Möglichkeiten im Bereich der Bildung und Wirtschaft. Für die Zukunft plant Kasachstan dementsprechend bis zum Jahr 2050 eine der dreißig meist entwickelten Wirtschaften weltweit zu sein.
=> Redekonzept
Bericht: Ursula Klingenberg, BA