Reges Interesse für Gemeinde-Kooperationen in Italien
CAP-ABC Workshop in Tolmezzo am 22. und 23.10.2014



Graz (24.10.2014). - Der 5. Workshop zur Information über das EU-Förderprogramm Europa für Bürger und Bürgerinnen fand am 22.-23. Oktober 2014 in Tolmezzo statt, organisiert und moderiert von Michele Colusso, Comunitá Montana della Carnia. Der Einladung in den Seminarraum im Hotel Roma in Tolmezzo folgten rund 40 Personen, zahlreiche BürgermeisterInnen der Region sowie einige VertreterInnen von lokalen NGOs und Kulturinitiativen.
Francesco Brollo, der Bürgermeister von Tolmezzo, und Lino Not, Commissario der Comunità montana della Carnia, hoben in ihren Eröffnungsreden die Bedeutung der bestehenden Netzwerke hervor und die Notwendigkeit, diese in Zukunft zu erweitern und auszubauen. Ein Problem der Comunitá Montana della Carnia ist der Wegzug junger Leute aus den Dörfern in den Bergen in die größeren Gemeinden im Tal. Das Ziel ist daher vor allem die Entwicklung von Arbeitsmöglichkeiten auch in den kleineren Gemeinden. Hinsichtlich des Aufbaus von Kooperationen und Netzwerken betonte der Bürgermeister von Tolmezzo insbesondere die Rolle persönlicher Begegnungen, wie sie gerade vom Programm Europe for Citizens gefördert werden. Denn erst über das wechselseitige Verstehen können Chancen infolge von Veränderungen gemeinsam erkannt und genutzt sowie nachhaltige Lösungsansätze und Zukunftsstrategien entwickelt werden. Der Bürgermeister von Tarvis, Renato Carlantoni, konnte dies am Beispiel der Partnergemeinden Tarvis und Szentgotthárd eindrücklich illustrieren. Denn diese Zusammenarbeit beruht auf einer vergleichbaren Situation an unterschiedlichen Orten, denn Tarvis wie Szentgotthárd sind mehrsprachige, auf Tourismus orientierte Grenzstädte mit einer zugkräftigen überdachten großen Markthalle.
In der Begrüßung wurde betont, dass es dem Initiators dieses Projektes, dem für Europa, Kultur und Wirtschaft zuständigen Landesrat Buchmann ein großes Anliegen ist, die Kooperation mit den Partnern in Südosteuropa zu vertiefen. Jahresschwerpunkte in der Steiermark stellten immer ein Land in den Mittelpunkt, um nachhaltige Partnerschaften aufzubauen und die kulturelle Vernetzung zu verbessern. Auch außerhalb der großen Förderschienen wie Landwirtschaft, Wirtschaft Forschung gibt es relevante Unterstützungen für Gemeinden und regionale Verbände - das zu zeigen, sei Ziel des Projekts. Denn das Programm Europa für Bürgerinnen und Bürger stehe gerade für diese verbesserte Kommunikation zwischen den Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern, nicht nur in Form von Städtepartnerschaften, sondern auch als Vernetzung zu inhaltlichen Themenbereichen.
Projektmanager Georg Müllner führte anschließend in die formalen Vorgaben der Förderprogramme Europe for Citizens 2014-2010 und Creative Europe 2014-2020 ein. Er erklärte den Workshop-TeilnehmerInnen alles Wissenswerte zur Einreichung und zu den Schwerpunkten der aktuellen Programme. Außerdem benannte er, da er selbst als Evaluator für die EK tätig ist, die häufigsten Fehler und wichtigsten Ausschlusskriterien, die zum Scheitern eines Antrags führen können.
Die Einzelberatung von Müllner für potentielle AntragstellerInnen fand ebenfalls großes Interesse. Sie fand am Nachmittag und am darauf folgenden Vormittag statt und umfasste Projektideen von Gemeinden und Museen der Region.
Das Kulturprogramm wurde von Markus Jaroschka, dem Gründer der international renommierten Literaturzeitschrift „Lichtungen" und Kenka Lekovich, einer „Lichtungen"-Autorin, bestritten. Markus Jaroschka, Philosoph und Autor, war lange Jahre Leiter der Urania Steiermark. 1979 gründete er die „Lichtungen". Als Projekt der literarischen Erwachsenenbildung und als Medium der Reflexion gesellschaftspolitischer Fragen gewann das Magazin immer mehr an Reichweite und Wertschätzung, vor allem im südosteuropäischen Raum. Dies insbesondere durch die internationalen Städte- und Länderschwerpunkte - vorwiegend innerhalb Europas, aber auch darüber hinaus. „Übersetzungen" in vieler Hinsicht wurde zum Schwerpunktthema der „Lichtungen". Nicht nur jungen Autorinnen und Autoren aus vielen Ländern konnte Jaroschka eine Möglichkeit zur Veröffentlichung zu geben. Sondern auch zahlreiche spätere Nobelpreisträger finden sich in den „Lichtungen" - etwa Herta Müller, Tomas Tranströmer oder Patrick Modiano.
Kenka Lekovich ist eine der Autorinnen der „Lichtungen". Ihr Thema ist das Schreiben über Grenzen. Sie wurde in Rijeka geboren, studierte in Venedig und lebt aktuell in Triest, wo sie als Autorin und als freie Journalistin tätig ist. Seit ihrem vielbeachteten Romandebüt 1995 publizierte sie Erzählungen, Gedichte, Hörspiele und Libretti. Bei der Kulturhauptstadt 2003 war sie am Projekt Die Poetik der Grenze beteiligt, im folgenden Jahr war sie Stadtschreiberin in Graz. 2010 erschien in Deutsch und Italienisch der Grenzgeschichten-Band „Der Zug hält nicht in Ugovizza", aus dem Lekovich drei Geschichten vortrug - unterhaltsame, sprachmusikalische und feinsinnige Porträts von Menschen zwischen den Grenzen und an den Haltestellen des Zugs „Romulus" von Rom nach Wien, den es leider nicht mehr gibt.
Die Abschlussveranstaltung dieser Serie findet am 4. Und 5. Dezember in Graz statt, mit einer Keynote von Vedran Dzihic, Politologe am Österreichischen Institut für Internationale Politik in Wien, einem Gespräch Vedran Dzihics mit dem Journalisten und Südosteuropa-Experten Norbert Mappes-Niediek sowie themenspezifischen Roundtables mit den geladenen Gästen.