Kosovo im Mittelpunkt des Café Europa im Medienzentrum Steiermark
Graz (16.03.2015). - Brisante Fragen und Antworten wurden beim Café Europa zum Thema Kosovo am vergangenen Freitag, dem 13. März 2015, im Medienzentrum des Landes Steiermark aufgeworfen und diskutiert. Univ.-Prof. Dr. Florian Bieber vom Zentrum für Südosteuropastudien an der Karl-Franzens-Universität Graz sprach mit dem österreichischen Botschafter in Prishtina (Kosovo), Dr. Johann Brieger, über die Chancen und Herausforderungen des vergleichsweise noch jungen Staates. Im Publikum: Rund 50 Interessierte, darunter wieder viele junge Menschen.
=> Live-Mitschnitt am Videoportal des Landes Steiermark
Eine der größten Herausforderungen stellt sich der aktuellen Regierung mit der hohen Arbeitslosigkeit vor allem auch unter jungen Menschen und damit verbunden die sozioökonomische Lage des Landes. Es ist dies mit ein Grund für die letzte Ausreisewelle, aber nicht nur. Vielmehr hätte es viele kleine Tropfen gegeben, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben, meinte Botschafter Brieger. Es gibt noch viele Baustellen, die aufzuarbeiten sind, aber es gibt auch Hoffnung für die Bevölkerung.
So warf die Honorarkonsulin Albaniens in der Steiermark, Dr. Marianne Graf, in die Diskussion ein, dass gerade das bei uns gut funktionierende duale Ausbildungssystem auch im Kosovo sowie in den angrenzenden Nachbarländern eingeführt werden könne, um die Chancen am Arbeitsmarkt und bei der Ausbildung zu verbessern.
Hierzu gibt es seit 2013 bereits den sogenannten Berlin-Prozess, gab Botschafter Brieger zur Antwort, der genau dies mit Unterstützung der Regierungen von Deutschland und Österreich im Kosovo implementieren soll. Zur Zusammenarbeit der Länder am Balkan gäbe es bereits einige gemeinsame Initiativen wie beispielsweise im Energie- oder Verkehrssektor, führte er weiter aus. Der Kosovo ist zu klein (ungefähr wie Oberösterreich), als dass es alleine die großen Herausforderungen meistern könne.
Aus dem Live-Chat wurde über das Internet auf die geplante Visaliberalisierung eingegangen, die schon einmal ein erster Schritt zur Integration des Kosovo in Europa wäre. Nichts desto trotz solle man aber auch die Möglichkeit von befristeten Arbeitsverträgen z.B. in der Landwirtschaft oder Industrie in Betracht ziehen, wie dies schon in den 70ern oder 80ern möglich war.
Dazu konnte der Botschafter berichten, dass es vor allem in Deutschland derartige Überlegungen bereits gäbe. Man müsse generell sagen, dass die Jugend im Kosovo grundsätzlich gut ausgebildet sei, in eine gute Zukunft blicke und damit nicht nur in sprachlicher Hinsicht gute Chancen für den Arbeits- und Bildungsmarkt im gesamten Europa hätte.
Die Integration des Kosovo sollte nicht alleine betrachtet werden, sie sollte im Gleichschritt mit den Bemühungen von Serbien und den weiteren beitrittswilligen Staaten am Balkan von statten gehen, führte Botschafter Brieger abschließend aus.