Solicris-Abschlusskonferenz: BLACKOUT - Was nun?
"Solidarität in Krisenzeiten" von Städten und Regionen aus sieben Nationen
Kommt ein Total-Stromausfall in den nächsten fünf Jahren?
Graz (30.01.2020). - Das Horrorszeniario eines Total-Ausfalls der Elektrizität, das in Europa länderübergreifend mehrere Millionen Menschen auch für mehrere Tage betreffen kann, war heute, Freitag, das Thema einer internationalen Konferenz in Graz, die den Abschluss des EU-Projekts "SOLICRIS - Solidarität in Krisenzeiten" bildete. Die Projektpartner - Städte und Regionen aus sieben Staaten (Bosnien und Herzegowina, Italien, Kroatien, Österreich, Serbien, Slowenien und Ungarn) zeigten großes Interesse sich über die Aktivitäten in der Steiermark, wo etwa das Rote Kreuz und die Stadt Feldbach weitreichende Initiativen zur Blackout-Vorsorge treffen. "Solicris war eine Kooperation, die dem EU-Motto ,In Vielfalt geeint' entspricht, in Krisenzeiten müssen wir alle zusammenarbeiten", erklärte Patrick Schnabl, der Leiter der Abteilung Kultur, Europa, Außenbeziehungen, die als Lead-Partner fungierte. Ein Stromausfall ende nicht an den Grenzen ebenso wie Zusammenarbeit und Solidarität, betonte er. Man müsse sich gegenseitig nach besten Kräften und Möglichkeiten in Krisensituationen unterstützten. Das Projekt Solicris wurde mit 145.000 Euro maßgeblich aus dem Programm "Europa für Bürgerinnen und Bürger" der Europäischen Union gefördert.
Zum Projektabschluss waren rund hundert Verantwortungsträger und interessierte Menschen aus öffentlichen Einrichtungen und Organisationen der Partnerregionen sowie auch aus der Steiermark in den zum Bersten vollen Saal des Europäischen Fremdsprachenzentrums gekommen - insbesondere aus dem Bereich der Einsatz-Organisationen sowie aus zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich mit Katastrophenhilfe, Sicherheit und vor allem auch mit BürgerInnenbeteiligung auseinandersetzen.
Das Projekt SOLICRIS, stand - wie Projektinitiatorin Christa Eisner betonte - in der Förderungsschiene „Demokratisches Engagement und Bürgerbeteiligung" des EU-Programms "Europa für Bürgerinnen und Bürger" bei der Ausschreibung im Herbst 2017 im Spitzenfeld, es wurde nun "als einziges aus Österreich eingereichtes Vorhaben" (mit insgesamt 145.000 Euro) von der Europäischen Union unterstützt. Das Projektmanagement hat Georg Müllner vom Verein Auxilium übernommen.
Rotes Kreuz zieht Konsequenzen aus der Blackout-Übung "HELIOS"
Katastrophenschutz-Fachleute wie auch das Militär stellen das Risiko eines Total-Stromausfall unter den größten Risken, weil dies jederzeit eintreten könne, aber kaum Vorsorge getroffen wird. „Die Wahrscheinlichkeit für die nächsten fünf Jahre liegt bei hundert Prozent“, zitierte Peter Hansak als Landesrettungskommandant (Rotes Kreuz) zum Einstieg eine Zeitungsmeldung. Er war in der bundesweiten Blackout-Übung „HELIOS" im Vorjahr für den Bereich Rettungsdienste verantwortlich. Als Ergebnis zog er eine ernüchternde Bilanz, die viele Fragen aufwirft: „Wenn kein Telefon funktioniert, wie sollen wir dann alarmiert werden?" Oder: „Wenn der Stromausfall mehrere Tage dauert und kein Computer funktioniert, wie können wir unsere Helfer von den neuen Einsatzplänen informieren?" Als Ergebnis bemüht er sich darum, die Notstromversorgung zu verbessern und auch die Treibstoffversorgung der Rettungsautos für den Fall sicherzustellen, dass es an Tankstellen mangels Notstromaggregat keinen Treibstoff mehr gibt.
Militärkommando Steiermark ist bereit für Assistenzleistungen
Oberst Rudolf Wabnegg gab einen Überblick über die die Aktivitäten des Militärkommando Steiermark, das sich zunehmend für Assistenzleistungen im Fall eines Blackouts rüstet, wo dem Bundesheer - etwa seine Funk-Ausrüstung - eine wichtige Rolle zufallen kann.
Vorreiterrolle für Feldbach durch Blackout-Vorsorge „Energiezelle F"
Beispielhafte Erfahrungen hat das Projekt „ Energiezelle F" geliefert, in dem sich die südoststeirische Bezirkshauptstadt Feldbach - auch durch ihre intensiven Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung - in den vergangenen drei Jahren eine österreichweite Vorreiterposition in der Blackout-Vorsorge eingenommen hat. „Für Feldbach liegt nun ein transparentes Sicherheitskommunikationskonzept sowie ein Konzept für so genannte ,Kat-Leuchttürme' als Anlaufstellen für die Bevölkerung im Krisenfall vor", erklärte Michael Keller von der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark. Dies umfasst beispielsweise Lokalitäten, Ausstattung und die personelle Besetzung. An der Spitze steht die Aufrechterhaltung einer Grundversorgung für Wasser bzw. Abwasser und für Treibstoffe. Darüber hinaus sind für Feldbach (rund 10.000 Einwohner) 13 Selbsthilfebasen vorgesehen, die als Infostellen und zur Selbstorganisation der Bevölkerung in verschiedenen Ortsteilen dienen sollen. Von dort kann die Alarmierung der Einsatzkräfte erfolgen, es stehen Kochstellen für mitgebrachte Lebensmittel zur Verfügung, es gibt autarke Heizmöglichkeiten und Notschlafstellen. „Die Leistungen sind ausbaufähig, je nachdem, was man alles anbieten will bzw. kann", sagte Keller.
Übrigens: Das Projekt „ Energiezelle F" wurde ebenfalls maßgeblich durch die Europäische Union sowie auch durch das nunmehrige Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) unterstützt.
Blackout-Ratgeber und Gemeinde-Initiative vom Zivilschutzverband Steiermark
Der Zivilschutzverband Steiermark hat sich äußerst intensiv mit dem Thema befasst und im vergangenen Jahr einerseits einen Leitfaden zu diesem Thema „Blackout - Was tun, wenn nichts mehr geht?" für die Bevölkerung herausgegeben und auch eine umfangreiche Info-Mappe exklusiv für die steirischen Gemeinden herausgegeben. Geschäftsführer Heribert Uhl betont, dass es auf jeden Einzelnen ankomme und fragt: "Finden Sie im Finstern bei einem Stromausfall Ihre Taschenlampe, haben Sie Kerzen und Zündhölzer und auch ein batteriebetriebenes Radio zu Hause, für wie lange reichen Ihr Trinkwasservorrat, die Lebensmittel oder Ihr Bargeld?" Denn ohne Strom funktionieren in kürzester Zeit einfachste alltägliche Handlungen nicht mehr, bei mehrtägigem Stromausfall sei gerade in Ballungszentren sowie im Verkehr, in der Kommunikation und in der Landwirtschaft - in der Steiermark gibt es 500.000 Milchkühe - mit komplexen Krisenszenarien aufgrund des Infrastrukturausfalls zu rechnen. Die Einsatzorganisationen stimmen deshalb untereinander auch in zahlreichen Übungen die Vorbereitung und Vorsorge ab. Für Vorräte - speziell Lebensmittel, Wasser - ist aber jeder Haushalt verantwortlich - auch dann, wenn beim Supermarkt mangels Strom keine Kassa funktioniert, der Bankomat kein Geld ausgibt und es es bei Tankstellen keinen Treibstoff gibt!
Memorandum für weitere Zusammenarbeit
Zum Abschluss der Konferenz wurde Memorandums von den Projektpartnern aus Marburg, Sarajewo, Šabac, Szombathely, Tolmezzo und Varaždin ein Memorandum unterzeichnet, nach dem eine weitere Zusammenarbeit angestrebt wird.
Mehr Informationen über das Projekt SOLICRIS:
=> www.solicris.eu