Pfingstdialog 2021: Eine Neuvermessung Europas und die Lehren aus der Corona-Pandemie
Graz (21. Mai 2021).- Die neunte Auflage des steirischen Pfingstdialoges Geist und Gegenwart stand unter dem Generalthema „Reset Europe". Im Zuge der zweitägigen Hybrid-Veranstaltung diskutierten 37 hochkarätige Referentinnen und Referenten die Chancen und Herausforderungen Europas nach der Corona-Pandemie.
Wir alle sind ein Teil von Europa
„Seit der ersten Veranstaltung im Jahr 2005 haben sich die Geist und Gegenwart-Pfingstdialoge zu einem österreichweiten Aushängeschild entwickelt und ich freue mich, dass wir wieder hier auf Schloss Seggau zusammenkommen können, um über die Zukunft Europas zu diskutieren“, unterstrich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer die Notwendigkeit für den heurigen Austausch unter dem Motto „Reset Europe“.
Zur Bedeutung Europas bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen rief der Landeshauptmann dazu auf, den Stellenwert der EU nicht zu unterschätzen. „Oft sind uns die Nationalstaaten näher als das Dach der Europäischen Union. Doch ohne Europa gäbe es weder den Europäischen Aufbauplan zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise noch einen ,Green Deal‘ für mehr Klimaschutz. Letztendlich besteht dieses Europa aus uns allen, wir alle sind ein Teil davon.“
Green Deal und Digitalisierung als Chancen für ein starkes Europa
Wissenschaftslandesrätin Eibinger-Miedl unterstrich bei der Eröffnung des Pfingstdialoges die nachhaltige Wirkung, die die Corona-Krise der letzten 15 Monate auf alle Lebensbereiche haben werde. „Wir haben uns bewusst bereits vor einem Jahr für das Generalthema ,Reset Europe‘ entschieden, da eine Neuvermessung Europas aufgrund der Folgen der Pandemie ein Gebot der Stunde ist. Wir können und dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern brauchen langfristige Strategien für den Aufschwung Europas.“ Für diesen Aufschwung gebe es gerade in Österreich und der Steiermark ein solides Fundament und gute Voraussetzungen. Gerade bei den Themen „Digitalisierung“ und „Green Deal“ sieht die Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin der Steiermark große Herausforderungen aber auch große Chancen für Europa. „Österreich und die Steiermark als eine der forschungsstärksten und innovativsten Regionen Europas können viel dazu beitragen, als ein stärkeres Europa aus der Krise hervorzugehen.“
Europa kann große Dinge nur gemeinsam lösen
Europaministerin Karoline Edtstadler unterstrich ebenfalls die Bedeutung eines stärkeren Europa für die Zukunft. Dabei sei es keineswegs antieuropäisch, auch Kritik an der EU zu üben. Allerdings habe Corona uns noch einmal deutlich gemacht, „dass wir große Dinge nur gemeinsam lösen können. Hier müssen wir zusammenarbeiten und die Europäische Union hat in der Krise gezeigt, dass sie funktioniert.“ Ziel für die Zukunft müsse es sein, die richtigen Lehren aus der Krise zu ziehen, um resilienter und stärker werden. „Dies soll im Zuge der Zukunftskonferenz der Europäischen Union gelingen, die am 9. Mai gestartet wurde und den Bürgerinnen und Bürgern eine große Chance der Mitgestaltung bietet“, lud Edtstadler auch die Österreicherinnen und Österreicher zur gemeinsamen Diskussion ein.
Europa ist das, wofür es sich stark macht
In guter Tradition ist ein Vortrag des Pfingstdialogs stets einem geistig-spirituellen Input gewidmet. Mit dem Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler sprach ein gebürtiger Steirer über das spirituelle Fundament Europas: „Ihr, das Salz. Christliche Spiritualität, um an Europa wieder Geschmack zu finden?“ Europa stehe am Ausklang der Pandemie erneut an einem Wendepunkt, weshalb eine Wiederbelebung des Dialogs über die Seele Europas notwendig sei. „Europa ist das, wofür es sich stark macht und wofür es seine gemeinsamen Anstrengungen bündelt und sein politisches Gewicht in die internationale Waagschale wirft.“ Dabei dürfe die Diskussion aber nicht theoretisch, sondern müsse von einer geistvollen Umsetzung geprägt sein. Hier könne die Kirche eine wichtige Rolle spielen, da christliche Werte bis heute den gesellschaftlichen Grundkonsens in Europa bilden. Die Vielfalt christlicher Spiritualität könnte Modell für eine „Spiritualitäts-Fitness Europas“ sein, führte Glettler aus.
Sozialen Frieden nach Innen und Wettbewerbsfähigkeit nach Außen sichern
EU-Kommissar Johannes Hahn plädierte in seinem Referat für mehr Selbstbewusstsein der Europäer. „Wir leiden unter einem mangelnden Selbstbewusstsein dessen, was Europa ausmacht, darstellt und was wir in der Welt an Relevanz haben. Es gibt nur China und die USA, die mit Europa international auf Augenhöhe sind. Dessen müssen wir uns bewusst sein und das ist eine große Herausforderung für die Zukunft.“ Europa müsse bereit sein, diese politische und wirtschaftliche Relevanz auch international einzusetzen und seine Möglichkeiten als der „internationalste Kontinent“ zu nutzen. Dies werde durch den Ausbau- und Resilienzfonds verstärkt passieren, wenn die Europäische Union gemeinsame Anleihen aufnimmt und seine gemeinsame wirtschaftliche und politische Relevanz einsetzt. „Europa steht in Wahrheit besser da, als wir uns selbst darstellen. Am Ende reduziert sich alles auf die Frage, wie wir den sozialen Frieden nach Innen und Wettbewerbsfähigkeit nach Außen sichern können, um unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität zu erhalten. Dazu haben wir alle Voraussetzungen und für diesen ,European Way of Life‘ lohnt es sich zu leben.“
Eine Fernsehdokumentation mit den Höhepunkten und wichtigsten Diskussionsbeiträgen des heurigen Pfingstdialoges ist am 6. Juni um 9.15 Uhr auf ORF III zu sehen.
Über den Pfingstdialog „Geist und Gegenwart“:
Der Pfingstdialog ist eine biennal stattfindende Kooperationsveranstaltung des Landes Steiermark mit der Diözese Graz-Seckau und dem Club Alpbach Steiermark. Das Symposium umfasst Vorträge und Experten-Diskussionen, die sich vorrangig mit der Standortbestimmung des „Projekts Europa“ beschäftigen und neben Chancen und Hoffnungen auch Herausforderungen aufzeigen.
Bei der heurigen neunten Ausgabe des Pfingstdialoges diskutierten 37 hochkarätige Referentinnen und Referenten, unter ihnen EU-Kommissar Johannes Hahn, Europaministerin Karoline Edtstadler, Bischof Hermann Glettler, der Politologe Ivan Krastev, die Philosophin Katja Gentinetta, Bundestheater-Chef Christian Kircher, Wirtschaftsforscherin Monika Köppl-Turyna, sowie die Präsidenten von WKÖ und IV, Harald Mahrer und Georg Knill werden auf Schloss Seggau zum Generalthema „Reset Europe“.
Weitere Informationen und Live-Mitschnitte unter: www.pfingstdialog-steiermark.at
Graz, am 21. Mai 2021
Denise Kallweit unter Tel.: +43 (316) 877-2908 und Fax: +43 (316) 877-803868 oder E-Mail: denise.kallweit@stmk.gv.at zur Verfügung.
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