Gelungener KULTURABEND im Steiermark-Büro
Brüssel, 31. März 2022.
Nach einer langen (coronabedingten) Pause startete das Steiermark-Büro Brüssel dieses Jahr mit einer Kulturveranstaltung firmiert unter der mittlerweile traditionellen Reihe von Art Steiermark.
Der steirische Künstler Richard Frankenberger kam und präsentierte sein 2021 erschienenes Buch „Natur. Gesellschaft. Widerstand.". Der Bildband dokumentiert die zahlreichen Initiativen und Projekte, die Frankenberger im Laufe seiner über 30-jährigen Schaffensperiode realisiert hat. Zur Eröffnung schickte Rainer Fuchs, Chefkurator des mumok - Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, pandemiebedingt eine Videobotschaft.
Die Reise mit einem Koffer voller Kunst
Der 74-jährige Künstler brachte eigens für die Präsentation bedruckte Taschen mit, sowie Postkarten seiner Projekte und Veranstaltungen. Diese wurden in einem Upcycling-Verfahren bedruckt und so zu Editionen aufgewertet. Es entstand auch eine Baum-Frottage vor Ort, die Teil der Präsentation wurde. (Bei Frottagen wird die Oberflächenstruktur eines Gegenstandes oder Materials durch Abreiben mit Kreide oder Bleistift auf ein aufgelegtes Papier übertragen.)
Sein Konzept war eine „Ausstellung aus dem Koffer", so gestaltet, dass alle Artefakte in einem großen Koffer Platz fanden. In Begleitung seines Teams aus starken Frauen - seine Frau Reserl und die beiden Enkelinnen Flora (9) und Sophie (12) - kam Familie Frankenberger klimaneutral per Nachtzug in „die Hauptstadt".
Gruß an Robert Menasse
Der Verweis zu Robert Menasse - die beiden verbindet eine langjährige Bekanntschaft - kam auch in seiner performativen Präsentation öfters vor. So war ein Ausstellungsstück etwa ein Antwortschreiben des Autors, der sich für eine Arbeit Frankenbergers bedankte. Damals war Richard Frankenbergers Frau, Reserl, in Tiahuanacu/La Paz (Bolivien) und brachte Erde mit zurück in die Oststeiermark.
Die daraus entstandene serielle Arbeit sah der junge Menasse und fand Gefallen daran. Frankenberger ließ ihm daraufhin diese Arbeit zukommen und das retournierte Dankesschreiben wurde zu einem Zeitdokument der seither währenden Bekanntschaft. Das ist nur ein Beispiel für den Begriff der Vielfalt und der Komplexität, die Frankenbergers Werk beschreiben. Das Brüsseler Publikum lauschte den Ausführungen, Erzählungen und Anekdoten, die Frankenberger aus dem Koffer voller Erinnerungen zauberte.
Zentrum und Peripherie
Im kleineren Raum war eine Auswahl an Dummy-Drucken des Buches zu sehen. Diese waren wie ein Fries der Wand entlang montiert und gaben Einblick in das vorgestellte Buch. Der größere Veranstaltungsraum wurde für die Präsentation einzelner Artefakte genutzt, die den Apparat um den Kunstraum K.U.L.M. (Kunst und Leben Miteinander) sichtbar machen. In der anerkennenden Videobotschaft von Rainer Fuchs wurde Frankenbergers Wirken kunsthistorisch verortet.
Da Begriffe wie Zentrum und Peripherie eine große Rolle in Frankenbergers Arbeit spielen, war dieses künstlerische Wechselspiel zwischen Brüssel und der Oststeiermark gekonnt austariert. Nicht zuletzt deswegen war die Verni-/Finissage im Steiermark-Büro Brüssel ein gut gewählter Ort - für einen Abend befand man sich zwar in „der Hauptstadt" Europa's, wurde aber Teil einer stolzen und lebendigen „Provinz", nämlich jener der oststeirischen Gemeinde Pischelsdorf am Kulm. Gerade dieser Spannungsbogen war es, der dem Abend eine gute Stimmung verlieh.
Wir freuen uns auf die kommenden Ausstellungen von Richard Frankenberger in der Steiermark sowie auf neue Events in Präsenz im Steiermark-Büro Brüssel!